13 Dinge, die ich in Medellín vermisse
Auf Instagram läuft gerade das von Anne Haeusler gestartete Netzwerkevent „Meet the Blogger„. Gestriges Thema war „Frühling“. Und während ich so über den Frühling nachdachte, fiel mir auf, wie sehr ich diesen Jahreszeitenwechsel hier vermisse. Und dann überlegte ich, welche Dinge ich hier im Alltag in Medellín eigentlich sonst noch so alles vermisse – außer Freunden und Familie natürlich. Das Ergebnis ist die folgende Liste.
3 Dinge, von denen ich vorher wusste, dass sie mir fehlen würden
1. Ganz unbestritten und so typisch deutsch ist mein Platz eins der Dinge, die mir fehlen. BROT! Vollkornbrot, Karottenbrot, Eiweißbrot, frische Brötchen am Sonntag, fluffiges Weizenbrot mit Butter und Salz … es fehlt mir sehr. Wir haben ein einziges Mal in einem Supermarkt ein abgepacktes Schwarzbrot entdeckt. Das war ganz am Anfang meiner Zeit hier und ich war so froh, es gefunden zu haben. Leider haben wir es danach nie wieder gefunden und ich ärgere mich sehr, dass ich damals nur ein Brot gekauft habe.
2. Punkt zwei ist genauso typisch: Käse! Egal ob Gorgonzola, billiger Streichkäse oder eine Packung Aufschnitt aus dem Supermarkt. Es ist zwar nicht unmöglich auch hier an guten Käse zu kommen, aber es gibt ihn halt nicht in jedem Supermarkt und Gorgonzola habe ich hier noch überhaupt nie gesehen.
3. Machen wir weiter mit den Klischees: Pünktlichkeit! Wenn man einen Termin vereinbart, taucht der andere entweder gar nicht auf oder viel zu früh oder zu spät. Ein sehr häufiger Grund für das Nicht-Erscheinen zu Terminen ist übrigens das Wetter. Wenn es regnet, scheint die Welt stillzustehen und sämtliche Absprachen gelten nicht mehr. Weil es regnet.
10 Dinge, von denen ich nicht gedacht hätte, dass sie mir fehlen würden
1. Jahreszeiten! Was mir aktuell fehlt, ist der Frühling. Überall auf Facebook oder Instagram sehe ich die Bilder von blühenden Kirschbäumen oder leuchtend gelben Rapsfeldern. In der „Stadt des ewigen Frühlings“ fehlt mir – witzigerweise – der Frühling. Wir unterscheiden hier nur nach Trocken- oder Regenzeit. Offizielle Regenzeit ist zwischen April und Mai und dann später noch einmal von September bis Dezember. Dieser Artikel entsteht gerade im Mai und es hat seit zwei Tagen nicht geregnet – soviel dazu. Trockenzeit heißt übrigens auch nicht, dass es dann immer trocken ist, nein, es regnet trotzdem – nur halt weniger häufig.
2. Spaziergänge. Mal kurz eine Runde um den Block, raus an die Elbe oder Sonntags in die Natur – wenn ich das hier machen möchte, erfordert das viel Planung. Abendspaziergänge scheiden aus Sicherheitsgründen aus. Am Fluss entlang zu flanieren ist auch nicht möglich (naja, theoretisch schon), weil das Wasser des Río Medellín einfach nur eine braune Brühe ist. Und Sonntags in die Natur? Gut, ich könnte in den Botanischen Garten fahren, aber da trifft sich Sonntags vermutlich die halbe Stadt. Sicherlich kann man Ausflüge in die Berge machen, aber das erfordert dann viel Planung (wie komme ich hin? Ist es dort sicher? Kenne ich jemanden, der schon da war und den ich befragen könnte?).
3. Shopping. Ich war hier in Medellín noch nicht ein einziges Mal Klamotten shoppen. Und das liegt nicht mal an mangelnder Auswahl. Nein, die bekannten Marken sind auch hier zu finden und die Verkäufer sind ausgesprochen nett. Glaube ich. Denn meistens verstehe ich sie nicht. Meine Spanischkenntnisse sind einfach noch zu ungenügend, um mich im Geschäft mit den Verkäufern zu unterhalten. Naja, wenigstens mein Geldbeutel ist darüber sehr erfreut.
4. Auto fahren. Das Einzige worüber ich mir vorher Gedanken gemacht habe, war, wie lange es dauern würde, mich mit einem Automatik-Auto anzufreunden. Dass ich nun überhaupt kein Auto fahre, hatte ich nicht erwartet. Aber nein, der Verkehr hier ist beängstigend: da werden aus offiziell zwei spontan drei Spuren und dazwischen wuseln die vielen wagemutigen Motorradfahrer. Wenn ich hier in einen Unfall verwickelt werden würde (und ich bin mir sicher, dass das früher oder später passieren würde), wer wäre dann Schuld? Der Einheimische? Oder die Ausländerin, die sich nicht verteidigen kann? Nein, danke. Ohne mich.
5. Dieser Punkt ist ähnlich wie der zweite: mir fehlt das Draußen-Sitzen an lauen Sommerabenden. Laue Sommerabende gibt es aufgrund des Klimas hier fast immer, aber draußen sitzen wir nur sehr sehr selten. Zum Einen aus Sicherheitsgründen und zum Anderen wegen der Straßenverkäufer und Bettler. Es gibt hier einfach so viele Straßenverkäufer, die bis an den Tisch kommen und dir ihre (traurige) Geschichte erzählen und ihre Kleinigkeiten verkaufen wollen. Ich weiß, das klingt nach 1st world problems, aber stell dir vor, du sitzt gemütlich im Biergarten und alle fünf Minuten kommt jemand und will dir was verkaufen. Das ist dann irgendwann einfach nur nervig.
6. Ich weiß nicht genau, wie ich diesen Punkt benennen soll – Fortschrittlichkeit? Ein Beispiel: viele Menschen hier haben kein Bankkonto. Der Lohn wird bar ausgezahlt. Und es ist völlig normal, dass man am Monatsanfang seine Miete in bar an einem Bankschalter einzahlt. Also in unserem Fall wird das Geld erst vom Konto abgehoben und dann um die Ecke bei einer anderen Bank wieder bar eingezahlt. Das Gleiche gilt für die Nebenkosten (die jeden Monat separat bezahlt werden) und das Internet, Mobiltelefon … einfach alles.
7. Gesunder Menschenverstand. An der belebten Hauptstraße mal eben halten und die Omma abholen? Klar, völlig egal, dass der Verkehr dahinter zum Erliegen kommt. Als Motoradfahrer erst links überholen, dann vor dem Auto scharf bremsen und rechts abbiegen? Why not!?
8. Pläne schmieden ist so gut wie sinnlos. Ich mag Pläne. Ich schreibe mir gern To-Do-Listen für den Tag und arbeite sie ab. Manchmal komme ich hier aber echt an meine Grenzen. Wenn der andere zum Beispiel zu spät zum Termin kommt (oder gar nicht), verschiebt sich natürlich alles, was für danach vorgesehen war. Oder wir wollen „nur kurz“ wohin und etwas fragen und es ergibt sich dann, dass das Problem vor Ort gelöst werden kann. Also bleiben wir dort. Drei Stunden. Weil, jetzt sind wir halt schon mal da und wer weiß, wann sich die Gelegenheit wieder bietet? Oder man macht sich einen Plan, verlässt sich auf seinen Gegenüber und dann verzögert es sich. Weil es regnet (grrrr) oder weil noch ein Teil fehlt oder weil man es vergessen hat, aber natürlich sein Gesicht wahrt und eine Ausrede erfindet. Und dann macht man einen neuen Plan. Oder gibt es einfach auf und nimmt die Tage wie sie kommen.
9. Veranstaltungen besuchen. Großveranstaltungen sind immer ein Sicherheitsrisiko. Egal ob ein Besuch im Fußballstadion oder der eines Straßenkonzerts: Menschenmassen sind immer gute Gelegenheiten für Taschendiebe oder sonstige zwielichtige Gestalten. Natürlich sollte man sich davon nicht abhalten lassen, aber wir gehen tatsächlich meist den Weg des geringsten Risikos und meiden solche Großereignisse. Stattdessen gehen wir lieber entspannt ins Kino oder nehmen an Kneipen-Quiz(ze?) teil.
10. Apropos Unterhaltung. Ab und zu fehlt mir eine gute deutsche Unterhaltungssendung. Und dann schaue ich mir auf Youtube das Aschenbrödel oder Loriot an und ärgere mich, dass ich die Einzige bin, die das witzig findet. Klar, außer mir spricht in diesem Haus ja niemand Deutsch.
Lebt ihr im Ausland? Was fehlt euch da ganz besonders? Schreibt’s mir gern in die Kommentare!